Kommentar zum Bürgerbegehren „Straßenunterführung B471“ 1. Februar 2019 Sehr geehrte Mitbürgerinnen und Mitbürger, den erneuten Versuch der Freien Wähler, eine Straßenunterführung als Heilung für das Oberschleißheimer Verkehrschaos zu versprechen, darf man zum einen sicher als Wahlkampfauftakt verstehen und zum anderen als Verzweiflungstat. Wir Grüne wollen den Freien Wählern nicht absprechen, das Beste für Oberschleißheim zu wollen, dennoch wollen wir von diesem heilversprechenden Ansinnen den Feen-Staub wegpusten: Der Autoverkehr kollabiert nahezu überall – nicht nur in Oberschleißheim. Die Autoindustrie produziert nimmermüde Autos am laufenden Band, der Verbraucher kauft sie und will sich damit uneingeschränkt fortbewegen. Die Prognose laut Studie: Bis zum Jahr 2020 sind 45,2 Millionen Personenfahrzeuge auf Deutschlands Straßen unterwegs! Das ist erschreckend und die Verkehrswende dringend geboten. Die Navigationssysteme in den Autos empfehlen bei Stau auf der A99 die Ausweichroute durch Oberschleißheim, die Ableitungen der Staatsstraße 2053 aus südlicher und nordöstlicher Richtung fließen alle nach und durch Oberschleißheim. Es ist nicht seriös, die Zeit der Bahngleissanierung als Referenz für „kein Stau bei dauerhaft offenem Bahnübergang“ anzupreisen, denn diese lag in der grundsätzlich verkehrsarmen Sommerferienzeit. Eine Straßenunterführung macht den Verkehr in Oberschleißheim nicht weniger! Mit der Straßenunterführung schafft man eine Autobahn im Ort für alle Ausweichrouten und wir hätten keinen Deut weniger gesundheitsschädliche Abgase. Das ca. 800 m langgezogene, mönströse Bauwerk würde einen historischen Teil unserer Gemeinde verschandeln und wäre wegen der Lage am Schleißheimer Kanal technisch immens aufwändig und dementsprechend teuer. Das kann man nicht als „kostengünstig“ bezeichnen. Bei der aktuellen klammen Haushaltslage könnte die Gemeinde noch nicht mal die ihr dann zufallenden Kosten für Rad-und Fußwegunterführungen stemmen. Wir müssen umdenken und zukunftsfähige Investitionen tätigen. Der öffentliche Personennahverkehr muss endlich ernsthaft und zuverlässig ertüchtigt werden, so dass jedermann bereit ist, das Auto öfter stehen zu lassen. Die Fahrradwege müssen attraktiv und effektiv ausgebaut werden. Wir haben jüngst den Bericht des bayerischen Innenministers gehört: Bayern sei ein reiches Land, reicher als jemals zuvor. Unser Verhandlungspartner für die Oberschleißheimer Zukunft ist der Freistaat Bayern. Durch die Ansiedlung der LMU in Oberschleißheim wird sich unser Ort um einiges vergrößern. Und viele, viele weitere Menschen werden aus allen Richtungen zu uns kommen. Dieses Szenario zu regeln ist somit auch! Aufgabe des Freistaates Bayern. Mit diesem gehört jetzt gut, klug und visionär verhandelt und tragfähige Verkehrskonzepte erarbeitet. Dazu fordern wir den Bürgermeister auf – unverzüglich und mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln, unter Einbezug aller künftigen Entwicklungen und Akteure am Ort! Ziel soll es sein, dass weniger Autos durch Oberschleißheim fahren müssen, weil der ÖPNV zuverlässig funktioniert, es mehr Busse, S-Bahnhaltestellen, Stadtbahnen, Fahrradwege und Fußwege als Alternative gibt. Ingrid Lindbüchl für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen