Grüne kritisieren: Fehlende Vorbereitung im Gemeinderat bei Entscheidung zu höchst fraglichem Projekt Bahn im Trog

Der Gemeinderat hat einstimmig beschlossen, detailliertere Planungen für eine Bahnunterführung unter der B471 zuzulassen. Der Gemeinderat macht damit den Weg frei, nach möglichen Verbesserungen der angespannten Verkehrssituation, insbesondere an der Bahnschranke der B471 zu suchen. Dies bedeutet jedoch keineswegs, dass die Bahn im Trog in der vorliegenden Form die beste Lösung für Oberschleißheim ist.

Die Machbarkeitsstudie wurde am 25.10. im Gemeinderat erstmalig vorgestellt: von kompetenten Planern, allerdings in unnötiger Eile. In der Sitzung konnten längst nicht alle Fragen angesprochen werden, ehe der Bürgermeister zum nächsten Tagesordnungspunkt drängte. Den Gemeinderatsmitgliedern lagen die Planungen vorher nicht vor. Dass in dieser wichtigen und über 150 Millionen Euro teuren Projektidee der ursprünglich geplante, vorberatende Verkehrsausschuss abgesagt und durch eine sofort beschließende Gemeinderatssitzung ersetzt wurde, ist völlig unverständlich, ebenso dass nach dem fachlich sehr informativen Vortrag des Planungsbüros nur 20 Minuten für die Debatte der überrumpelten Gemeinderatsmitglieder blieben.

Unabhängig davon sehen wir Grüne bei dem Projekt einige sehr kritische Punkte, die wir im Auge behalten werden:

  • Wenn die Bahn in den Trog käme, muss dieser so gestaltet sein, dass die sanierungsbedürftige Brücke, die unseren Ort zerschneidet, überflüssig wird und der Ort nicht durch hohe Lärmschutzwände verschandelt wird, was beim aktuellen Planungsszenario der Fall wäre.
  • Der neue Bahnhof muss barrierefrei sein. Dies ist nach den vorliegenden Planungen keineswegs gesichert sondern davon abhängig, dass die Bahn darauf verzichtet, die Strecke für überbreite Güterzüge befahrbar zu halten.
  • Mit den neuen Gleisanlagen muss auch ein 10-Minutentakt der S-Bahn möglich sein. Dazu braucht es entlang der Bahnstrecke München-Freising einen umfassenden Ausbau. Die Bahn im Trog dürfte dem nicht im Wege stehen. Eine wesentlich verbesserte Bahnverbindung für Tausende Pendlerinnen und Pendler von und nach Schleißheim brauchen wir dringend, nicht zuletzt um wachsendem Straßenverkehr vorzubeugen. Mit den derzeitigen Planungen scheint dies nicht möglich zu sein.
  • Mit dem Wegfall der Schranke muss ein Verkehrskonzept für die B471 erstellt werden. Wir laufen sonst Gefahr, dass wir eine „Autobahn“ durch den Ort bekommen, die noch viel mehr Durchgangs- und Schleichverkehr in den Ort zieht als es schon heute der Fall ist, zumal die B471 westlich und östlich von Oberschleißheim vierspurig ausgebaut werden soll.
  • eine Verschiebung des Bahnhofes nach Süden wäre für das für unseren Ort wichtigste Gewerbegebiet am Bruckmannring ein massiver Nachteil. In diesem ungünstigen Fall müsste zumindest eine Ersatzlösung mit Shuttlebussen sowie einer direkten und angenehm nutzbaren Fuß- und Radwegverbindung vorgesehen werden.
  • Den mit viel Engagement in der Zielvereinbarung mit dem Freistaat Bayern ausgehandelten 2. S-Bahn-Haltepunkt dürfen wir auf gar keinen Fall aufgeben, solange eine Verlegung des Bahnhofes nach Süden nicht beschlossen ist. Schließlich brauchen wir den 2. Haltepunkt für die Erschließung des Uni-Campus, der Gewerbegebiete im Süden des Ortes und des Landesamtes für Gesundheit unbedingt, falls der Bahnhof am derzeitigen Ort verbleiben sollte.

Die mehrjährige Bauphase würde von Anwohnern, Autofahrern (Sperrung B471) und vor allem den Nutzern der Bahn große Opfer abverlangen. Ob dies dadurch gerechtfertigt ist, dass zwar die unbeliebte Bahnschranke entfällt, aber dadurch der Durchgangsverkehr sich vervielfacht, die Leistungsfähigkeit der Bahnstrecke nicht steigt und der Ort für alle Zeit durch vier Meter hohe Lärmschutzwände zerschnitten wird, darf bezweifelt werden.

Ebenso sehen wir die Finanzierung sehr kritisch. Die von Herrn Kuchlbauer genannten 10 Millionen, die die Gemeinde bezahlen müsste, sind eine Schätzung, für die es keine Grundlage gibt und die die finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde übersteigen.

Mit uns Grünen wird es die Bahn im Trog nur geben, wenn eine Lösung gefunden wird, die eine wesentliche Verbesserung für Oberschleißheim darstellt, barrierefrei ist, die Leistungsfähigkeit der Bahnstrecke massiv verbessert, die Trennungswirkung der Bahnlinie für den Ort beseitigt, das Gewerbegebiet an der Mittenheimerstraße weiterhin gut anbindet und eine deutliche Verbesserung der Verkehrssituation mit sich bringt – und nicht nur punktuell die Schranke gegen mehr Straßenverkehr eintauscht.

Die Gemeinderatsfraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN Oberschleißheim:
Ingrid Lindbüchl
Gaby Hohenberger
Helga Keller-Zenth
Dr. Markus Büchler