Neues Licht im Dunkel? Kommentar zur Ansiedlung der Hubschrauberstaffel der Bundespolizei in Oberschleißheim

 

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

oben auf den Bildern sehen Sie die Lichtimmission des Hubschrauberstützpunktes der Bundespolizei bei Nacht, hier bei uns in Oberschleißheim, aufgenommen aus einer Entfernung von ca. 1 km.

Dieser Stützpunkt liegt mitten in unserem Landschaftsschutzgebiet und wurde zu einer Zeit (1981) errichtet, wo naturschutzrechtliche Einwände und Bedenken nicht ganz so viel Gewicht hatten.

Heute, fast vierzig Jahre später, haben wir hier in Bayern, ganz frisch und gemeinschaftlich ausgehandelt, die Änderung des Bayerischen Naturschutzgesetzes am 1. August 2019 in Kraft gesetzt! Eine Gesetzesänderung, der ein Volksentscheid vorausging, in dem sich eine überwältigende Mehrheit für den Schutz speziell von Bienen und Insekten, einem unverzichtbaren Bestandteil unserer Nahrungskette, ausgesprochen hat.

In dem neuen Gesetz sollen Bienen, Insekten, alles was kreucht und fleucht, im Speziellen auch vor den für sie schädlichen und tödlichen Lichtimmissionen bewahrt werden.

Im§1, Artikel 11a heißt es:

Art 11a „Himmelstrahler und Beleuchtungsanlagen

Eingriffe in die Insektenfauna durch künstliche Beleuchtung im Außenbereich sind zu vermeiden. Himmelstrahler und Einrichtungen mit ähnlicher Wirkung sind unzulässig. Beim Aufstellen von Beleuchtungsanlagen im Außenbereich müssen die Auswirkungen auf die Insektenfauna, insbesondere deren Beeinträchtigung und Schädigung, überprüft und die Ziele des Artenschutzes berücksichtigt werden. Beleuchtungen in unmittelbarer Nähe von geschützten Landschaftsbestandteilen und Biotopen sind nur in Ausnahmefällen von der zuständigen Behörde oder mit deren Einvernehmen zu genehmigen.“(…)

Quelle

Mit der geplanten Ansiedlung der Hubschrauber der Landespolizei auf dem demselben Gelände (Sonderlandeplatz Oberschleißheim), vergrößert sich die Lichtimmission noch einmal massiv. Die Hubschrauberstaffel der Landespolizei, welche das Innenministerium unbedingt, gegen allen Widerstand, vom Flughafen München in unser Landschaftsschutzgebiet umsiedeln will, hat nachweislich im Schnitt 2 Einsätze pro Nacht, die zwingend durchgehend beleuchtet werden müssen.

Ich denke, liebe Mitbürger*innen, diese zu erwartende Lichtimmission muss jetzt zwingend auf den Prüfstand!

Wir Oberschleißheimer wehren uns schon seit Anbeginn, seit 2013 klagen wir gegen diese Ansiedlung – vor gut einem Jahr hat es Oberschleißheims erste „Großdemonstration“ dagegen gegeben.

Es klagt die Stadt München gegen die Ansiedlung, es klagt das Landratsamt als Träger der Jugendbegnungsstätte am Tower dagegen, es klagt eine direkt betroffene Anwohnergemeinschaft und es klagt der Bund Naturschutz!

Dieser Artikel 11a sollte uns Bestärkung sein! Wir Oberschleißheimer haben genug Lärm und Dreck! Wir wollen nicht auch noch unsere Landschaftsschutzgebiete mit noch mehr Licht und Lärm belasten und zusätzliche Todesfallen für Insekten bauen. Insekten finden bei künstlichem Licht in ihrem Lebensraum keine Ruhe, denn dieses gaukelt ihnen Tageslicht vor, bei dem sie ja aktiv sind, und so verenden sie durch unablässiges Schwirren in Erschöpfung. Das Thema Lärm in der Nacht ist hier noch gar nicht angesprochen.

Aktuell besteht die Hubschrauberflotte der Landespolizei aus 8 Airbus-Helicoptern des Typs EC 135 P3 und hat ihr Zuhause in Halle 3 am Flughafen München. Dorthin hatte man die Flotte 1998 vom Fliegerhorst Neubiberg, wegen den hervorragenden Synergieeffekten und der Möglichkeit auch bei sehr schlechtem Wetter nach Instrumenten und mit Navigation durch den Tower zu starten und zu landen, umgezogen.

Eine weitere Argumentation für den Umzug nach Oberschleißheim war, dass es am Flughafen München öfter zu Startverzögerungen bei den Hubschraubern wegen startenden und landenden Flugzeugen käme, allerdings gab es auf Anfrage aus dem Landtag keinen einzigen protokollarischen Beleg dafür.

Wir wissen, dass die Flugbewegungen am Münchner Flughafen weniger geworden sind. Unsere Jugend, die nunmehr täglich hinausschreit, dass Fliegen klimaschädlich sei, wird ihr Verhalten in der Zukunft dementsprechend ändern müssen. Es wird laut stellvertretendem Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger, keine Dritte Startbahn in München geben, solange er regiere und der neue, grüne Anstrich des Ministerpräsidenten Markus Söder spricht auch dafür….;))

Also kann die Hubschrauberstaffel der Landespolizei in Halle 3 am Flughafen bleiben, wo sie sehr gut untergebracht ist, sie nachweislich niemanden stört und die Hubschrauber bei jedem Wetter starten und landen können. Die Unabhängigkeit vom Wetter, die Möglichkeit zum Instrumenten-und-Tower-geleiteten Blindflug auch bei starkem Nebel ist am Flughafen garantiert. Im Oberschleißheimer „Nebelloch“ sehr oft nicht! Und der Geldbeutel des Steuerzahlers müsste nicht unsinnige, teure Projekte finanzieren.

 

Ingrid Lindbüchl, Gemeinderätin OSH Bündnis 90/Die Grünen