CO2-Ampel auf Rot! Ein Kommentar von Ingrid Lindbüchl

Die Corona-Pandemie legt viele Sollbruchstellen in unserer Gesellschaft offen, so auch im Kinderbetreuungsbereich. Wir sehen jetzt, dass zu viele Kinder für einen Gruppenraum vorgesehen sind, die Belüftung in vielen Häusern suboptimal ist, dass die Kitas vom selbstlosen Engagement und dem guten Willen der Erzieher*innen und Kinderpfleger*innen am Laufen gehalten werden müssen!

Wir als Berufsgruppe stehen in der Systemrelevanz an der Front, wir sind den Viren und Bakterien durch die noch unkontrollierten Verhaltensweisen der Kinder am schutzlosesten ausgeliefert. Die Kitas sollen ja auch bei hohen Inzidenzwerten Regelbetrieb fahren. Für die 25 Kinder einer Regelkindergartengruppe steht ein 50 qm großer Gruppenraum plus kleinem Nebenzimmer zur Verfügung. Auf diesen paar Quadratmetern wird gespielt, gelernt, gesungen, getobt, gegessen, geschrien, gehustet, geniest, Nase gebohrt – und das den ganzen Tag über, echtes Leben, volles Programm!

Wir lüften also, was das Zeug hält, arbeiten intensiv mit den Alltagshelden „Händewasch-Män“ und „Abstands-Robin“ zusammen, wir tragen den gesamten Arbeitstag Mund-Nasen-Schutz und unterrichten damit.

Ich habe Kolleginnen, die vom Alter her zur Risikogruppe gehören und  trotzdem arbeiten, “damit der Laden läuft“.  Denn wenn sie fehlen, gibt es keinen Ersatz. Viele berufstätige Eltern haben einfach keinen Urlaub mehr, wissen nicht, was als Nächstes kommt, und danken dem Himmel für unseren Einsatz.

Spätestens alle 45 Minuten steht die CO2-Ampel in den Kindergartenräumen auf „Rot“, symbolisch für den Zustand in unseren Bildungseinrichtungen. Die Defizite sind nicht grundsätzlich neu, aber die Pandemie hat sie grell beleuchtet. Dem abzuhelfen ist dringliche Aufgabe der gesetzgebenden Politik in unmittelbarer Zukunft.

Und eine finanzielle Anerkennung für unsere Alltagsheldinnen und -helden!

 

Ingrid Lindbüchl
Kreis- und Gemeinderätin
Mitglied im Bau- und Werkausschuss, Hauptausschuss, Umwelt- und Verkehrsausschuss, im Kuratorium der Jugendfreizeitstätte Planet ‘O’